KZ-Außenlager Retzow-Rechlin
KZ-Außenlager Retzow-Rechlin
Das Dorf Retzow, heute ein Teil von Rechlin, liegt in der südlichen Müritzregion. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs befand sich hier ein zentrales Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück: Zunächst waren hier männliche Häftlinge untergebracht, dann, vermutlich ab Februar 1945, Frauen und Mädchen – ihre Zahl schwankte zwischen 1.500 und 3.000.
KZ-Außenlager Retzow-Rechlin
Ein Lager für die Luftfahrtindustrie
Die Geschichte des Konzentrationslagers Retzow ist eng verbunden mit der Geschichte der Luftfahrtindustrie in Mecklenburg. Bereits ab 1933 begannen die Nationalsozialisten mit dem zügigen Ausbau der sogenannten E-Stelle Rechlin, der Erprobungsstelle der deutschen Luftwaffe. Kampfflieger und Flugzeuge der führenden deutschen Flugzeugfirmen wurden hier getestet. 1939 umfassten die Liegenschaften der E-Stelle über 150 Quadratkilometer. Rechlin wurde damit zur wichtigsten Erprobungsstelle der deutschen Luftwaffe.
Aus Auschwitz und Ravensbrück nach Retzow-Rechlin
Unmittelbar nach Beginn des Zweiten Weltkriegs begann in Retzow der Bau eines Barackenlagers für die Unterbringung eines sogenannten Luftwaffenbaubataillons, das jedoch nicht mehr dort stationiert wurde. Ab 1940 wurde das Lager teilweise vom Reichsarbeitsdienst (RAD) genutzt, später waren italienische Zwangsarbeiter in den Baracken untergebracht. Ab welchem Zeitpunkt Retzow als Konzentrationslager (Außenlager des KZ Ravensbrück) genutzt wurde, ist umstritten. Gesichert ist, dass im Sommer 1944 männliche Häftlinge aus einem Außenlager des KZ Sachsenhausen, den Heinkel-Werken, nach Retzow verlegt wurden. Die Männer wurden sehr wahrscheinlich Anfang Februar 1945 nach Ellrich, ein Außenlagervon Mittelbau-Dora, deportiert. Kurz darauf wurden weibliche Häftlinge ins leerstehende Lager verlegt – die meisten von ihnen waren vorher in Auschwitz und Ravensbrück gewesen.
Zwangsarbeit bis zum Tode
Die Häftlinge mussten täglich 12 Stunden schwere Zwangsarbeit leisten. Hunderte starben an Entkräftung und Unterernährung. Als das Lager am 2. Mai 1945 von russischen Truppen befreit wurde, bot sich den Soldaten ein schreckliches Bild. Die Wasser- und Stromversorgung war zusammengebrochen; Leichen lagen in den Baracken und mussten beerdigt werden, Todkranke wurden von der Bevölkerung notdürftig versorgt. Noch Tage und Wochen nach der Befreiung starben Menschen an den Folgen der Lagerhaft.
Die Erinnerung an das Lager aufrechterhalten
Seit 1980 gab es dank lokaler Initiativen und engagierter Einzelpersonen einen kleinen Gedenkort in Rechlin, der mit der Zeit aber in die Jahre gekommen war. Unter Schirmherrschaft der Gemeinde Rechlin (Bürgermeister Wolf-Dieter Ringguth) und in Zusammenarbeit mit der RAA Mecklenburg-Vorpommern e. V., der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und dem Luftfahrttechnischen Museum Rechlin erhielt der Gedenkort im Jahr 2020 ein neues Gesicht.
Weiterführende Informationen und Literaturhinweise finden sich in der Broschüre "KZ-Außenlager Retzow-Rechlin. Spurensuche und Erinnerungen – Materialien für den Unterricht"