Wolhynien-Umsiedler-Museum Linstow
Wolhynien-Umsiedler-Museum Linstow
Die individuellen (Migrations)Geschichten deutscher Siedler in Osteuropa stellen bis heute einen wichtigen, aber auch vergessenen Teil gesamteuropäischer Geschichte und Interaktion dar. Nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges floh ein Großteil dieser Bevölkerungsgruppen gen Westen um der Roten Armee zu entkommen, darunter auch Deutsche Siedler aus Wolhynien in der heutigen Ukraine. Das Wolhynien-Umsiedler-Museum Linstow, gelegen auf einem 1947 errichteten ehemaligen Umsiedlerhof gibt Einblick in den Alltag dieser Geflüchteten und erinnert an die Migrationsgeschichte der Wolhyniendeutschen.
Wolhynien-Umsiedler-Museum Linstow
Das historische und dünnbesiedelte Wolhynien, heute Teil der Ukraine und Polens, fiel mit der Teilung Polens durch Österreich-Ungarn, Preußen und Russland Ende des 18. Jahrhunderts an das Russische Zarenreich. Deutsche Siedler wanderten auf Anregung der russischen Zentralregierung nach Wolhynien mit der Möglichkeit aus, dort Land zu pachten oder zu kaufen. Die Beendigung der Leibeigenschaft verstärkte die Zuwanderung aus deutschen ländlichen Gebieten nach Wolhynien in den 1860er Jahren. Trotz Vertreibung blieben viele deutsche Familien blieben auch nach dem Zerfall des Russischen Zarenreichs hier wohnhaft bzw. kehrten nach Wolhynien zurück. Die Region jedoch wurde im Frieden von Riga 1921 zwischen dem unabhängigen Polen und der Sowjetunion geteilt.
Nach dem Überfall der Deutschen und dem dann folgenden Einmarsch sowjetischer Truppen im September 1939 sah der Hitler-Stalin-Pakt die Besetzung Wolhyniens durch die Sowjetunion sowie die massenhafte Umsiedlung der deutschstämmigen Bewohner:innen vor. Die verbliebenen deutschen Bewohner:innen Wolhyniens flohen 1945 vor der Roten Armee, oder wurden im kommunistischen Polen vertrieben. An verschiedenen Orten wie dem kleinen Linstow in der Mecklenburgischen Seenplatte organisierten sich etliche Familien der Wolhyniendeutschen und siedelten sich dort neu an.
Das Wolhynien-Umsiedler Museum Linstow ist Flüchtlingen aus der heute in der Westukraine gelegenen Region gewidmet und informiert über das Leben der Deutschen in Wolhynien, deren Vertreibung und Flucht aus Wolhynien und über ihre Ankunft und das neue Leben in Linstow und der DDR. Das Museum selbst liegt in einem 1947 errichteten ehemaligen Umsiedlerhof, welcher Besucher:innen mit einer alltagsgeschichtlichen Ausstellung anhand von Einrichtungen und Gegenständen und Einblicke in das Leben und in den Alltag der Wolhyniendeutschen in der alten und der neuen Heimat ermöglicht. Heute bietet das Museum pädagogische Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Größtenteils ehrenamtlich betrieben, hält das Museum die Erinnerung an die Migrationsgeschichte(n) der Wolhyniendeutschen aufrecht und erfahrbar.