Erinnerungsort Töpferstraße
Erinnerungsort Töpferstraße
Menschen in der DDR, die die in den Staatsmedien verlautbarten öffentlichen Meinungen kritisierten oder die durch die Staatspartei SED verordnete Normen nicht mittrugen, waren Verfolgung und Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit, auch Stasi genannt, ausgesetzt. In Haftanlagen wie der Töpferstraße wurden Verdächtige menschenunwürdigen Strafmaßnahmen ausgesetzt und hiermit zu Aussagen und vermeintlichen Geständnissen gezwungen. Dieser Unrechtsgeschichte widmet sich heute der Verein „Stasi-Haftanstalt Töpferstraße e.V.“ der die frühere Haftanlage restauriert und aufgearbeitet und pädagogische Konzepte für eine demokratie-orientierte Bildungsarbeit entwickelt hat.
Erinnerungsort Töpferstraße
Das 1879 erbaute Gebäude, welches ursprünglich für Untersuchungshaft und die Vollstreckung kurzzeitiger Gefängnisstrafen vorgesehen war, wurde 1945 nach Beschlagnahmung durch die Rote Armee an die Landesjustizverwaltung von Mecklenburg übergeben. Nach der Neugliederung der DDR in Verwaltungsbezirke 1952, und im Licht des Volksaufstandes am 17. Juni 1953, richtete das Ministerium für Staatssicherheit ihre Bezirksverwaltung für den Bezirk Neubrandenburg in den Gebäuden in der Töpferstraße ein. Dies beinhaltete auch die Übernahme der bestehenden Hafteinrichtungen, welche als Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit genutzt wurden.
Unter Missachtung jeglicher rechtsstaatlichen Normen führte das MfS hier Ermittlungsverfahren bei sogenannten politischen Delikten, wie Republikflucht oder „staatsfeindlicher Hetze“ durch und setzte Verdächtige einer Reihe von menschenunwürdigen Maßnahmen aus. Neben politisch Verfolgten wurden auch verdächtigte Parteifunktionäre in dem Gebäude inhaftiert und misshandelt. Die Inhaftierten waren während der willkürlichen Haft menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt. Neben gesundheitsschädigenden Haftbedingungen und Isolation, erlitten die Inhaftierten strukturelle Gewalt um Aussagen, Geständnisse und die Beschuldigung anderer Verdächtigter zu erzwingen. Dabei waren die Inhaftierten den hauptamtlichen Mitarbeitern des MfS ausgeliefert und konnten keinerlei Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Insgesamt verfügte die Haftanstalt über bis zu 45 Haftplätze. Mit dem Wechsel der Bezirksverwaltung des MfS nach Neubrandenburg wurde die Anlage 1987 an die Volkspolizei übergeben, welche die Nutzung als Gefängnis aufgab. Die MfS-Bezirksverwaltung mit bis zu 1.000 Personen arbeitete bereits seit 1977 in Neubrandenburg.
Nach 1990 wurden die Gebäude in Neustrelitz als Stützpunkt der Landespolizei und als Gerichtsgebäude genutzt. Seit 2011 macht der Verein „Stasi-Haftanstalt Töpferstraße e.V.“ auf die Unrechtsgeschichte des Ortes aufmerksam und setzt sich für den Erhalt des Ortes als Gedenkstätte ein. Heute bietet der Verein Besichtigungen und Führungen an, hat eine Dauerausstellung auf der Basis von BStU-Akten und BStU-Zeitzeugeninterviews entwickelt und arbeitet die Schicksale von ehemaligen Inhaftierten auf.
Link zur Gedenkstätte und weitere Informationen hier.