Psychisch Kranke als Opfer von NS-Willkür in der Region
Von der 1902, als eine von drei mecklenburgischen Anstalten dieser Art, eröffneten hochmodernen Heil- und Pflegeanstalt Domjüch in Neustrelitz zeugen heute nur noch Ruinen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden über 100 Patient*innen der Einrichtung zwangssterilisiert und etwa 100 Patient*innen direkt von dort nach Bernburg in Sachsen-Anhalt transportiert und ermordet. Die Nationalsozialisten begründeten die Unfruchtbarmachungen und Ermordungen der psychisch kranken Patient*innen damit, dass diese „erbkrank“ und somit „lebensunwert“ seien und dem „deutschen Volkskörper“ schaden würden. Wer genau zu diesem Personenkreis gehörte, ist in dem 1934 in Kraft getretenen "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (GzVeN) festgehalten. Das GzVeN wird umgangssprachlich auch als "Erbgesundheitsgesetz" bezeichnet.
In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre kam es immer häufiger zu Verlegungen von Patient*innen, die vermutlich schon damals der Verschleierung der seit 1939 durchgeführten „Euthanasie“-Morden dienten, die als „Aktion-T4“ bekannt geworden ist. Die Heil- und Pflegeanstalt Domjüch nahm während dieser Zeit die Rolle einer Zwischenanstalt ein. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Gesamtzahl derer, die ehemals Patient*innen in Domjüch waren und den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind, höher als 100 ist. Offiziell endeten die „Euthanasie“-Morde im Sommer 1941 – inoffiziell wurden sie weiter durchgeführt.
Die Kinder von Domjüch
„Die Kinder von Domjüch“ ist ein von der Schriftstellerin Rike Reiniger entwickeltes und von Gabi Garland illustriertes TWINE-Spiel, das sich mit dem historischen Ort der Heil- und Pflegeanstalt Domjüch bei Neustrelitz befasst. Ziel ist es, neben der Möglichkeit mehr über den Ort zu erfahren, herauszufinden zu wem die drei Kinder gehören, die damals auf dem Gelände der Einrichtung lebten. Und was diese Frage mit dem ideologischen Menschenbild der Nationalsozialisten zu tun hat.
„Twine“ ist das englische Wort für „Garn“ – mit diesem kostenlosen Open-Source-Tool lassen sich Geschichten weben; textbasierte Online-Spiele, interaktive Erzählstrukturen in Form von klickbaren Text-Adventures, ohne jegliche Programmierkenntnisse.
Hier geht es zu der Geschichte …
Der MEMORInator – digitales Tool für persönliche Erinnerungsstücke
Zusammen mit dem Kollektiv monströös, in deren Studio für 2D Animation und audiovisuelles Storytelling, entwickelten wir ein Tool, mit dem digitales Handeln und das Samplen mit Fragmenten rund um Geschichte und Erinnern erfahrbar wird. Er stellt einen guten Einstieg über die Perspektive der Verfolgten dar. Viele Zitate, Verse, Objekte aus dem KZ Neubrandenburg und dem KZ Ravensbrück wurden hier genutzt.
Unser beweglicher als auch bewegender MEMORInator, wie wir das digitale Tool nennen, führt mit Hilfe von Quellen und künstlerischen Elementen in digitales Handeln ein. Das „MEMORI“, also ein persönliches Erinnerungsstück (nicht das bekannte Memory-Paarkartenspiel sondern „memento“ steckt darin, deshalb wird das „o“ betont), das hier spielerisch entwickelt werden kann, steht durchaus für sich allein. Es kann aber auch dazu motivieren, das individuelle zu einem kollektiven Erinnerungszeichen zu gestalten, indem es mit anderen geteilt wird.
Kurz und gut: Hier lässt sich etwas machen, das mit Bildern und mit Erinnerung zu tun hat. Und dies im digitalen Raum. Bewegliche und bewegende Topographien des Erinnerns …
memorinator.local-history.net – ein Tool zum GRABEN, ERKUNDEN, ERINNERN,
Was noch?
Der MEMORInator ist eng verbunden mit den FilmFragmenten, die zur freien Medienarbeit auf einem extra Portal, dem local-history.net zur Verfügung stehen.
local-history.net – eine Sammlung von zahlreichen Filmclips zum Download
Für das eigene Sampling, das Forschen und Verstehenwollen, was die Geschichte und die Erinnerung für mich heute bedeutet, stellen wir hier historische Quellen, Biografien, Fotos, künstlerische Zeugnisse zur Verfügung.
Auf YouTube überLEBENSWEGE – Biografien, Ortsfilme und Projektbeispiele