Die am Rande der Stadt Brandenburg an der Havel gelegene Landesanstalt Görden/Brandenburg ist die vielleicht berüchtigtste Kinderfachabteilung für ihre offizielle Bezeichnung als „Reichsschulstation“, in der zahlreiche für spezielle Kinderabteilungen zuständige Ärzte in „Euthanasie“ ausgebildet wurden. 1939 beherbergte die Anstalt über 1.000 psychiatrisch behinderte oder kranke Kinder und Jugendliche, die zum Teil zuvor aus Einrichtungen in Potsdam und Lübben sowie aus Einrichtungen der Stadt Berlin nach Görden verlegt worden waren.
Von den etwa 4.000 Minderjährigen, die zwischen Mai 1938 und August 1944 aufgenommen wurden, starben 1.270 in der Anstalt. Weitere 430 Minderjährige wurden Opfer der „Aktion T4“, der behördlich veranlassten Ermordung durch Gas. Weitere wurden in Einrichtungen verbracht, in denen „dezentrale Euthanasie“ praktiziert wurde, und in Jugendkonzentrationslager. Es gab auch, in Zusammenarbeit mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch, eine „Forschungsabteilung“ zur Durchführung medizinischer Experimente an Minderjährigen, die ebenfalls zu einer sehr hohen Sterblichkeitsrate führten.
Direktor der Klinik war Dr. Hans Heinze, der auch die Forschungsabteilung leitete. Verantwortlich für die Kinderfachabteilung war Dr. Ernst Illing, der am 1. Juli 1942 in die Sonderkinderabteilung nach Wien versetzt wurde (Kinderfachabteilung „Am Spiegelgrund“). Seine Nachfolgerin wurde Dr. Friederike Pusch.
Quellen, die die Orte Görden, Strausberg und Jugend-KZ Uckermark verbinden
Im Rahmen des Projektes überLEBENSWEGE ist es gelungen, anhand biografischer Spurensuchen die Verfolgungswege von Mädchen und jungen Frauen zu erfassen und dabei enge Verbindungen zwischen dem Landesjugendheim Strausberg bei Berlin, der Landesanstalt Görden bei Brandenburg an der Havel sowie dem Jugend-KZ Uckermark nachzuweisen. Einrichtungen der Fürsorge, der Psychiatrie und der Kriminalpolizei arbeiteten hier eng zusammen.
Dokumente, Fotos und Quellen finden sich demnach auch unter den historischen Orten Strausberg bei Berlin sowie RAVENSBRÜCK-FÜRSTENBERG/HAVEL - Frauen-KZ und Jugend-KZ Uckermark (youtube.com).
Das Kollektiv von überLEBENSWEGE bietet hier spannende Quellen. Diese Audio- und Videoquellen lassen sich nutzen für das Sampling von FilmFragmenten: als Informationsquelle, als Tonspur, als Inspiration für eigene Texte, Audios und Videos. Auf einem eigens entwickelten Portal, dem local-history.net [https://local-history.net/], stehen FilmFragmente von Ortsbegehungen zur Landesanstalt Görden, zum Landesjugendheim Strausberg und zum Jungend-KZ Uckermark zum Download zur Verfügung. Sie sind wissenschaftlich fundiert und z.T. aus besonderen Perspektiven gedreht:
local-history.net – eine Sammlung von zahlreichen Filmclips zum Download:
Für das eigene Sampling, das Forschen und Verstehenwollen, was die Geschichte und die Erinnerung für mich heute bedeutet, stellen wir hier historische Quellen, Biografien, Fotos, künstlerische Zeugnisse zur Verfügung.
- Ein Ortsfilm Brandenburg-Görden: BRANDENBURG-GÖRDEN - Landesanstalt und Kinderfachabteilung (youtube.com)
- Die Künstlerin Anna-Friederike Pöschel hat mit uns aus Papier animierte Stop-Motion-Videos gemacht: Sie erzählt über die Geschichte der beiden jungen Frauen Ottilie Voss und Erika Otte, die mit allen drei Orten verbunden sind. https://youtu.be/_-_WoL9zUBc?si=Zue-2WaXVQQuyTIH
- Auf YouTube überLEBENSWEGE finden sich neben Biografien auch weitere Ortsfilme sowie Projektbeispiele.
- Weitere Quellen, wie Aktenauszüge, Luftbildaufnahmen, Fotos, weitere Biografien und Zitate ergänzen die Auswahl. Sie spiegeln nicht das Leben aus der Sicht der verfolgten Jugendlichen wider. Denn aus ihrer Perspektive ist fast nichts überliefert. Aber sie dokumentieren den Zusammenhang zwischen dem Landesjugendheim Strausberg, der Landesanstalt Görden und dem Jugend-KZ Uckermark. Und lassen Rückschlüsse auf die Schicksale und auf die Verbrechen zu.