Der Rüstungsbetrieb erhielt 1943 vom Luftfahrtministerium den Auftrag, Zuliefererteile für die von der NS-Propaganda als „Wunderwaffe“ oder „Vergeltungswaffe“ bezeichnete V1-Rakete in großer Stückzahl herzustellen. Dabei handelte es sich um Rudermaschinen, Höhenruder und Lagekreisel, die für den Selbststeuerungsmechanismus der Fieseler Fi 103 (V1 genannt) von Bedeutung waren. Es wurden auch Teile für die „V2“ genannten Rakete gebaut. Zunächst lief die Produktion am Standort Ihlenfelder Straße; da aber davon auszugehen war, dass dieser den Alliierten nicht lange unbekannt blieb, wurde alsbald ein Ausweichstützpunkt gesucht und gefunden.
Ein halbunterirdisches KZ im Wald
Die Wahl fiel auf ein über 50.000 Quadratmeter großes Waldgebiet im Nemerower Holz.
Spätestens seit Januar 1944, wahrscheinlich bereits ab Herbst 1943 wurde in Neubrandenburg damit begonnen, ein halb unterirdisches Lager im Wald zu errichten (KZ „Waldbau“). Ohne schweres Gerät mussten die weiblichen Häftlinge unterirdische Produktionshallen anlegen. Auch die Unterkunftsbaracken gruben sie in die Erde. Große Bäume sollten die Einsicht in die Kriegsproduktion schützen. Mehrere Produktionshallen, Dutzende hochwertige Werkzeugmaschinen und mindestens 2.000 Frauen aus dem KZ Ravensbrück befanden sich dort unter schwierigsten Bedingungen in der Produktion.
Das ehemalige KZ-Außenlager „Waldbau“ vor den Toren der Stadt ist einer der wenigen Orte, die in ihrer historischen Grundsubstanz erhalten sind und inzwischen als Gedenkort im Wald zugänglich gemacht werden konnte.
Mindestes 7.000 Häftlinge
An beiden Standorten, Ihlenfelder Vorstadt und Nemerower Holz, waren insgesamt mindestens 7.000 weibliche Häftlinge untergebracht. Sehr wahrscheinlich liegt die Dunkelziffer noch deutlich höher, da regelmäßig Lastwagen mit zu Tode erschöpften Frauen ins Stammlager Ravensbrück fuhren und davon auszugehen ist, dass neue Arbeitskräfte von dort geholt wurden. Neubrandenburg war somit das größte Außenlager des KZ Ravensbrück.
Der MEMORInator – digitales Tool für persönliche Erinnerungsstücke
Zusammen mit dem Kollektiv monströös, in deren Studio für 2D Animation und audiovisuelles Storytelling, entwickelten wir ein Tool, mit dem digitales Handeln und das Samplen mit Fragmenten rund um Geschichte und Erinnern erfahrbar wird. Er stellt einen guten Einstieg über die Perspektive der Verfolgten dar. Viele Zitate, Verse, Objekte aus dem KZ Neubrandenburg und dem KZ Ravensbrück wurden hier genutzt.
Unser beweglicher als auch bewegender MEMORInator, wie wir das digitale Tool nennen, führt mit Hilfe von Quellen und künstlerischen Elementen in digitales Handeln ein. Das „MEMORI“, also ein persönliches Erinnerungsstück (nicht das bekannte Memory-Paarkartenspiel sondern „memento“ steckt darin, deshalb wird das „o“ betont), das hier spielerisch entwickelt werden kann, steht durchaus für sich allein. Es kann aber auch dazu motivieren, das individuelle zu einem kollektiven Erinnerungszeichen zu gestalten, indem es mit anderen geteilt wird.
Kurz und gut: Hier lässt sich etwas machen, das mit Bildern und mit Erinnerung zu tun hat. Und dies im digitalen Raum. Bewegliche und bewegende Topographien des Erinnerns …
memorinator.local-history.net – ein Tool zum GRABEN, ERKUNDEN, ERINNERN,
Was noch?
Der MEMORInator ist eng verbunden mit den FilmFragmenten, die zur freien Medienarbeit auf einem extra Portal, dem local-history.net zur Verfügung stehen.
local-history.net – eine Sammlung von zahlreichen Filmclips zum Download
Für das eigene Sampling, das Forschen und Verstehenwollen, was die Geschichte und die Erinnerung für mich heute bedeutet, stellen wir hier historische Quellen, Biografien, Fotos, künstlerische Zeugnisse zur Verfügung.
Auf YouTube überLEBENSWEGE – Biografien, Ortsfilme und Projektbeispiele